Spiritualität

Wort-Gottes-Feier mit Agape Thema: Wunder

Wunder1

 

 

 

 

 

 

 

 

Einführung:

Haben Sie Erfahrungen mit Wundern? Mit dem Wort Wunder bezeichnen wir im landläufigen Sinn ein Ereignis, das wir als ungewöhnlich erleben und das uns in Erstaunen versetzt. Es ist etwas, das mit unserer bisherigen Erfahrung nicht in Einklang zu bringen ist. Vom irischen Schriftsteller Oscar Wilde ist der Satz bekannt: „Ich glaube nicht an Wunder. Ich habe davon zu viele gesehen.” Zwei sehr hintergründige Sätze.

 

Wunder

Wunder, was ist das?
Wunder, das ist Heil, Trost, macht Mut,
eröffnet Möglichkeiten, lässt staunen.
Wunder, wo sind sie?
Wunder geschehen hier, heute,
wenn überhaupt.
Wunder, wie sind sie?
Wunder sind beglückend, überwältigend,
befreiend, oft still und leise.
Wunder, für wen?

Wunder geschehen für dich,
sei wachsam, damit du sie entdeckst,
sei mutig und lass dich darauf ein,
sei stark und mach etwas daraus.

 

Kyrie:

Unser Leben, es möge mehr sein, als Gleichförmigkeit,
mehr als Arbeit, Essen und Schlafen.
Es möge auch das Wunderbare kennen,
die Kontraste, die Heiterkeit und den Tanz.
Unser Leben, es möge mehr sein, als Gewohnheit,
mehr als Anpassung und Mittelmaß.
Es möge auch die Ausnahme in ihm wohnen,
das Abenteuer und das Staunen.    

Unser Leben, es möge mehr sein, als Oberfläche,
mehr als Tempo und Geplauder.
Es möge auch das Geheimnis bergen,
die Tiefe und das Wunder.    

 

Gebet:

Jesus Christus,
der du den Blinden die Augen geöffnet,
damit sie wieder sehen konnten,
der du den Tauben die Ohren geöffnet hast,
damit sie wieder hören konnten,
öffne auch uns Augen und Ohren
damit wir deine Gegenwart wahrnehmen,
damit wir dein Wort hören,
damit wir die Welt im Lichte deines Evangeliums sehen lernen.
Lass uns mitwirken am Wunder deiner neuen Welt,
die aus den kleinen Anfängen wie ein Senfkorn wächst
und unter der alten Welt hervorbricht
wie keimender Frühling.
Darum bitten wir für unsere Zeit
bis in deine Ewigkeit. Amen.

 

Lesung

Ein Fremder stand vor der Tür und bat die erstaunten Hausbewohner, ihm etwas zu essen zu geben. „Tut mir leid, ich habe nichts im Haus!“, sagte eine Frau, die im Erdgeschoss wohnte. Die anderen Bewohner reagierten ähnlich. „Keine Sorge“, sagte der liebenswürdige Fremde. „Ich habe einen Wunderstein in meinem Bündel. Wenn Sie erlauben, tue ich ihn in einen Topf kochenden Wassers und werde damit die köstlichste Suppe der Welt zubereiten. Einen sehr großen Topf, bitte!“

Die Bewohner waren neugierig. Eine Frau stellte einen Topf auf den Ofen. Als das Wasser zu kochen begann, hatten sich alle Bewohner und Nachbarn eingefunden, um den Fremden mit seinem Wunderstein zu sehen. Der Fremde ließ den Stein ins Wasser fallen, kostete dann einen Teelöffel voll, verzog genüsslich das Gesicht und rief: „Köstlich! Es brauchte nur noch einige Kartoffeln.“

„Ich habe Kartoffeln in der Küche!“ rief eine Frau. In ein paar Minuten brachte sie eine große Menge schon klein geschnittener Kartoffeln, die in den Topf geworfen wurden.

Dann kostete der Fremde wieder das Gebräu. „Ausgezeichnet“, sagte er. „Wenn ich noch etwas Fleisch hätte, wäre es natürlich noch besser.“

Ein Mann lief eilig nach Hause und kam mit etwas Fleisch zurück. Eine Frau hatte noch ein paar Würstchen. Alles wurde in den Topf geworfen. Wieder kostete der Fremde und war schier begeistert. Nur etwas Gemüse wäre noch schön, sagte er. Mohrrüben und Zwiebeln wurden gebracht, Lauch und Kohlrabi, Kohl und Fenchel wurden in den Topf geworfen. „Mmmm“, sagte der Fremde. „Schon sehr gut. Mit etwas Salz und Pfeffer wäre es perfekt.“

Das Gewünschte wurde gebracht, außerdem Suppenteller und Brot. Der Fremde schenkte jedem einen Teller voll ein und alle fühlten sich merkwürdig glücklich. Sie waren sich einig: Dieser Wunderstein hatte die beste Suppe der Welt zubereitet.

Evangelium: Mk 6, 30-34

 

Ansprache

Drei Juden trinken miteinander Wein und als sie so in ganz feuchtfröhlicher Stimmung sind, wetteifern sie miteinander, wessen Dorf das schönste, ist, welches die schönsten Häuser hat, die schönste Synagoge; und schließlich: welches Dorf den besten Rabbi hat.

Sagt der erste: Unser Rabbi kann sorgar Wunder vollbringen. Er war einmal unterwegs, als plötzlich ein Platzregen kam. Der Rabbi hat gebetet und was soll ich sagen: Gott hat den Regen geteilt: Links hat es geregnet, rechts hat es geregnet und in der Mitte ging der Rabbi und blieb trocken. Ein Wunder.

 Sagt der zweite: Das ist noch gar nichts. Ging unser Rabbi eines Tages durch einen Wald und der Blitz schlug ein. Der Wald fing an zu brennen. Hat der Rabbi gebetet und was soll ich sagen: Gott hat das Feuer geteilt. Rechts brannte der Wald. Links brannte der Wald. Und in der Mitte ging der Rabbi und war in Sicherheit. Ein Wunder.

 Sagt der Dritte: Das ist noch gar nichts. War unser Rabbi an einem Freitag mit seinen Freunden im Zug unterwegs nach Warschau und der Zug blieb stehen. Es war nun aber Freitag und als der Zug weiterfuhr, ging die Sonne unter. Oi schrien die Juden, es ist Sabbat, wo niemand fahren darf und noch drei Stunden Fahrt bis Warschau. Da hat der Rabbi die Arme ausgebreitet, ein Gebet gemurmelt, und was soll ich sagen: Gott hat den Sabbat geteilt. Links war Sabbat, rechts war Sabbat und in der Mitte fuhr der Zug. Ein Wunder.

Mit dem Wort Wunder bezeichnen wir im landläufigen Sinn ein Ereignis, das wir als ungewöhnlich erleben und das uns in Erstaunen versetzt. Es ist etwas, das wir uns so recht nicht erklären können und das mit unserer bisherigen Erfahrung nicht in Einklang zu bringen ist. Allerdings galt in den Zeiten, als man noch wenig über die Naturgesetze wusste, vieles als ein Wunder, was uns heute nicht mehr in Erstaunen versetzt, wie zum Beispiel Ebbe und Flut oder Blitz und Donner.

Die Menschen, davon haben wir gerade gehört, laufen Jesus und seinen Jüngern nach. Dem Evangelium voraus geht die Aussendung der Jünger. Es heißt, sie sind in die Dörfer und Städte gegangen und haben Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben. Das zieht Kreise. Die Leute lassen Jesus und seinen Jüngern nicht in Ruhe. Jesus hat zunächst einmal Verständnis für sie. Er reagiert nicht unwillig. Aber er reagiert nicht, in dem er Wunder tut, sondern in dem er die Menschen lehrt. Was lehrt er sie? Vielleicht lehrt er sie, noch ganz andere Wunder zu erkennen und darüber zu staunen.

Von Kindern, so sagt Andrea Schwarz einmal, kann man das Staunen wieder lernen. Kinder können fasziniert sein von Dingen, die uns als ganz alltäglich gelten. Das kann der Regenwurm sein, der aus dem Boden hervorkringelt, der Schaum auf dem Wasser in der Badewanne, das hohe Windkraftrad, das Netz einer Spinne. Kinder können einfach sprachlos davorstehen und spüren, dass es da etwas gibt, das schön ist, groß und unbegreiflich.

Wir Erwachsenen, so führt Andrea Schwarz weiter aus, haben das Staunen manchmal verlernt. Wir begegnen Geheimnissen wir Rätseln die es zu lösen gilt. Was wir dann erklären können, darüber staunen wir nicht mehr. Was wir verstehen, verliert seinen Zauber. Dabei gibt es im Alltag so viele Dinge, die eigentlich nicht selbstverständlich sind, die wir schön du groß und unbegreiflich sein lassen könnten – und über die sich das Staunen lohnt.

Ernesto Cardenal spricht in seinem Buch von der Liebe davon, dass das Normale die normale Art Gottes ist, Wunder zu tun. Er sagt: „Das Alltägliche ist genau so wunderbar wie das Außergewöhnliche, wir sehen es nur nicht, weil wir so daran gewöhnt sind. Wer aber mit Gott in Berührung steht, der sieht sein ganzes Leben als außergewöhnlich und übernatürlich und voller Wunder an.“

Sr. Judith Kohorst

 

Brotsegen:

Lebendiger Gott,
in Jesus hast du uns
eine neue Dimension des Lebens gezeigt.
Seine Zeichen waren so einfach, wie er selbst:
Brot und Wein.
Sie bringen uns zusammen,
am Tisch zu Hause und am Tisch hier.
Sie legen uns eine Ahnung vom guten Leben in den Mund
und erinnern uns an ihn, das Brot des Lebens, den Wein der Liebe.
Um den Segen über Brot und Wein bitten wir:

Segne dieses Brot, das wir miteinander teilen und mache es zu einem Zeichen der Gemeinschaft in deinem Geist.
Es lasse in uns ein wenig von Jesu Haltung wachsen,
dass unser Herz weit und entschieden sei;
ein wenig von Jesu Tatkraft,
dass unsere Hand gütig und großzügig sei;
ein wenig von Jesu Gestalt,
dass unsere Art aufrecht und gerade sei.

Liedruf: Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben Gott!

 

Jesus, segne diesen Wein, den wir miteinander teilen und mache ihn zu einem Zeichen der Liebe, die du in uns hineingießt.
Segne diesen Wein, dass er uns ein wenig von deiner Freiheit schenke,
dass wir mutig für das Leben einstehen;
ein wenig von deiner Wahrnehmung,
dass wir die Wunder in unserem Alltag erkennen;
ein wenig von deiner Freude,
dass wir dankbar Gottes Gaben feiern und die Erde schützen und bewahren.

Liedruf: Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben Gott!

Es segne Brot und Wein und segne uns alle der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

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